Oury Jalloh

Und es war doch Mord!

Neueste Erkenntnisse ergeben, dass die Umstände des Todes von Oury Jalloh am 7. Januar 2005 in Dessau eindeutig Mord waren, begangen von Polizeibeamten, die Oury Jalloh einige Stunden vorher in Gewahrsam genommen hatten.

Der Fall Oury Jalloh ist ein Beispiel, wie staatlicher Rassismus funktioniert, welche Rolle die Polizei spielt und warum die Wahrheit wiederholt unterdrückt werden muss. Ein afrikanischer Flüchtling in einer Gefängniszelle kommt durch einen Brand ums Leben, und die Polizei veröffentlicht eine Erklärung zum Grund des Todes, die vollkommen konstruiert ist. Oury Jalloh soll sich selbst angezündet haben! Dies, obwohl er kein Feuerzeug bei sich hatte und liegend fixiert gewesen war. Doch für die Ermittlungsbehörden war der Fall abgeschlossen, und wer die offizielle Version anzweifelte, dem wurde strafrechtliche Verfolgung angedroht.

Viele Menschen aus dem Umfeld Jallohs hinterfragten die Behauptungen der Ermitllungsbehörden trotzdem. Jährlich gab es eine Gedenkdemonstration in Dessau, die Anfang Januar stattfand, und die Aufklärung der Todesumstände forderte. Die Polizei reagierte darauf extrem aggressiv:

“Am Gedenktag selbst, und noch bevor die Demonstration von den 250 Teilnehmenden eröffnet wurde, kam es zu Übergriffen seitens der Polizeibeamten, die Aktivisten aus der Menge herausgriffen, Pfefferspray sprühten und mehrere Menschen stark verletzten. Einige Transparente und Schilder wurden den Demonstrierenden gewaltsam entrissen. Als die Demonstration schließlich los gehen sollte, haben die Versammlungsbehörde und die Polizei die Teilnehmenden über eine Stunde davon abgehalten, ihr Versammlungsrecht wahrzunehmen und das Recht auf freie Meinungsäußerung rechtswidrig unterbunden. All dies wurde mit damit begründet, die Parole „Oury Jalloh, das war Mord!“ stelle einen Straftatbestand dar.”
Initiative Oury Jalloh, zitiert in heise.de/tp/features/Oury-Jalloh-das-war-Mord-3893511.html

Der antirassistische Protest der Freunde Oury Jallohs war nicht umsonst. Die Wahrheit konnte nicht länger vertuscht werden.

“Sogar der langjährige Ermittler der Staatsanwaltschaft Dessau, der leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann, bislang ein Verfechter der Selbsttötungs-Theorie, geht in einem Schreiben vom April dieses Jahres [2017] daher von einem begründeten Mordverdacht aus. Er hält es demnach für wahrscheinlich, dass Oury Jalloh bereits vor Ausbruch des Feuers mindestens handlungsunfähig oder sogar schon tot war und mit Brandbeschleuniger besprüht und angezündet worden sei. Oberstaatsanwalt Bittmann benennt in dem Brief sogar konkrete Verdächtige aus den Reihen der Dessauer Polizeibeamten.”
www1.wdr.de/daserste/monitor/extras/pressemeldung-oury-jalloh-100.html

Es war und ist richtig, dem bürgerlichen Staat keinen Funken Vertrauen zu schenken. Der Tod Oury Jallohs soll unter den Teppich gekehrt werden, denn auch die jüngsten Erkenntnisse halten die Staatsanwaltschaft nicht davon ab, das Verfahren und die Aufklärung einzustellen. Sie hofft darauf, dass die Öffentlichkeit sich nicht für einen Toten aus Sierra Leone interessiert. Inwieweit die Mordthese jedoch belegt ist, zeigten die neuesten Untersuchungen.

“Die Experten hatten in ihren Stellungnahmen ausgeführt, dass sich der Zustand der Zelle und des Leichnams Jallohs nach dem Brand nicht ohne Einsatz geringer Mengen von Brandbeschleuniger wie etwa Leichtbenzin erklären lasse. Auch sonst deute vieles darauf hin, dass der Brand von dritter Hand gelegt worden sei. Zudem sei die Theorie der Selbstanzündung so gut wie auszuschließen: Oury Jalloh sei vermutlich bei Brandbeginn komplett handlungsunfähig oder sogar bereits tot gewesen, so dass die Annahme, er habe das Feuer selbst gelegt, nicht stichhaltig sein könne.”
www1.wdr.de/daserste/monitor/extras/pressemeldung-oury-jalloh-100.html

Die Aufgabe von Revolutionären im Fall Oury Jalloh liegt darin, jegliche Illusionen in einen gerechten bürgerlichen Staat, der diesen Skandal aufarbeiten will und nach der Wahrheit forscht, zu zerstören. Gleichzeitig muss die Familie Jallohs, die mit allen noch verfügbaren juristischen Mitteln eine Aufklärung erzwingen will, unterstützt werden.

Und es war doch Mord!