Staatlichkeit & Anarchie in der Spanischen Revolution

Proletarische Revolution statt Staatsverneinung

Der spanische Bürgerkrieg ist bis heute Projektionsfläche der Auseinandersetzungen zwischen Anarchisten und Marxisten, Zentristen und Stalinisten jeglicher Couleur und bildet außerhalb Deutschlands auch die Grundlage für die Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Strömungen des Anarchismus. In der deutschen Linken bezieht sich vor allem der Anarcho-Syndikalismus vertreten durch die Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU) positiv auf die Geschichte der spanischen Confederación Nacional del Trabajo/Federación Anarquista Ibérica (CNT/FAI) in Spanien. Auf ihrer Website findet sich auch der Text vom IV. Kongress der CNT, der am 1. Mai 1936, nur wenige Monate vor Beginn der Revolution in Spanien, abgehalten wurde. Dort heißt es zu den Aufgaben des libertären Kommunismus:

„Wenn die gewaltsame Phase der Revolution beendet ist, werden für abgeschafft erklärt: das Privateigentum, der Staat, das Autoritätsprinzip und folglich auch die Klassen, die die Menschen in Ausbeuter und Ausgebeutete, Unterdrücker und Unterdrückte teilen.“
— „Das Konzept des libertären Kommunismus“, www.fau.org

Seit 1930 gärte es im Gefolge der Weltwirtschaftskrise in Spanien. Erste Formen der Arbeiterbewaffnung enttwickelten sich. Generalstreiks und Schießereien zwischen Republikanern und den Kräften der Feudalen um König Alfonso sowie Revolten innerhalb des spanischen Militärs bewirkten schließlich das offizielle Ende des Feudalismus in Spanien, der wie auch in Deutschland in enger Kooperation mit dem aufstrebenden Bürgertum stand. Die folgenden Munizipalwahlen brachten schließlich eine Koalition der republikanischen Radikalen Partei und der Sozialisten — vergleichbar mit der damaligen reformistischen SPD — an die Macht. Aber nach der Wahl der Sozialisten erfüllten diese nicht ihr Versprechen einer Landreform gegenüber den Landarbeitern, sondern setzte stattdessen die Guardia Civil gegen sie ein, wenn sie sich aufzulehnen wagten. Neuwahlen im November 1933 endeten folgerichtig mit einem deutlichen Sieg der Rechten, da die Sozialisten weder auf parlamentarischer Ebene noch im Klassenkampf eine Perspektive boten. In der Folgezeit verschärften sich die Repressionen gegen Sozialisten und Anarchisten ebenso, wie gegen jegliche Formen bäuerlicher oder proletarischer Organisation.

Zugleich fanden faschistische Organisationen trotz zeitweiliger Repression und Auseinandersetzungen mit den sozialdemokratischen, anarchistischen und kommunistischen Arbeitern Zulauf von Teilen des Großbürgertums, dem Generalstab, Feudalisten, der katholischen Kirche und antimarxistischen Arbeitern. 1934 gab es einen Revolutionsversuch von den Arbeiterorganisationen PSOE/UGT (UGT: von der PSOE dominierte Gewerkschaft), Stalinisten, Trotzkisten und CNT, der zur weiteren Verschärfung der Auseinandersetzungen führte und bis ins Jahr 1935 hinein wirkte. Kurz darauf zerfiel die Rechtsregierung, die sich neben beständigen sozialen Konflikten durch Finanzskandale diskreditierte. In den Neuwahlen im Januar 1936 wurde eine Volksfrontregierung bestehend aus der stalinistischen Partido Communista de España (PCE), den Sozialdemokraten der Partido Socialista Obrero Español (PSOE), diversen linksrepublikanischen Kräften und der Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM) gewählt. Die POUM wurde von der stalinistischen PCE als „trotzkistisch“ gebrandmarkt; tatsächlich jedoch hatten sich ihre Führer Andrés Nin, Juan Andrade und Julian Gorkin von der trotzkistischen IV. Internationale getrennt, weil sie unter dem Vorwand, die politischen Gefangenen der Klassenkämpfe von 1934 zu amnestieren, in die Volksfrontregierung eingetreten waren. Das Abkommen der Volksfrontparteien erklärte:

„Die Republik, wie sie die republikanischen Parteien verstehen, läßt sich nicht von sozialen oder wirttschaftlichen Klassenzielen leiten, sondern ist ein Regime der demokratischen Freiheit, das von Überlegungen des Allgemeinwohls und des sozialen Fortschritts ausgeht.“
— „Revolution und Krieg in Spanien“, Pierre Broué, Émile Témime

Es drohte eine Wiederholung der Schmierenkomödie von 1930 und der Folgejahre. Kurzzeitig führte dies wieder zum Abflauen der Klassenauseinandersetzungen, da Industrie- und Landproletariat erneut Hoffnung in die parlamentarische Interessenvertretung durch die Volksfront-Regierung setzten.

Auf dem Land hatte noch immer keine Landreform stattgefunden. Seit Anfang 1936 kam es wiederholt zu versuchten Landbesetzungen durch Kleinbauern, und Angriffe auf die verhassten Kirchen und Streiks nahmen zu. An der Basis der Sozialistischen Partei brodelte es, weil die Volksfrontregierung keine Landreform durchführte, mit der Folge, dass sich die PSOE-Mitglieder, die häufig auch der Gewerkschaft UGT angehörten, auf lokaler Ebene mit der kämpferischer auftretenden CNT verbündeten, und es ab April zu großen Landbesetzungen und Generalstreiks in ganz Spanien kam. Gleichzeitig mobilisierte der faschistische General Franco im Hinterland für einen militärischen Aufstand, der am 19. Juli die Macht der Volksfrontregierung in Frage stellte. Trotzki schrieb über die Rolle der POUM-Führer in der Volksfrontregierung:

„Sie führen dort eine Polemik gegen den ‚bürgerlichen Antifaschismus’ und das Programm einer ‚bürgerlichen Neo-Republik’. Aber wie und warum kommt Nin dazu, Minister jener ‚bürgerlichen Neo-Republik’ zu werden? Gestand er offen seinen Irrtum ein, der tatsächlich ein Verrat gewesen ist? Wie kann jemand die bürgerliche Republik bekämpfen und dabei in ihrer Regierung sitzen? Wie kann man die Arbeiter zum Sturz des bürgerlichen Staates mobilisieren und sich gleichzeitig als Minister der bürgerlichen ‚Gerechtigkeit’ vorstellen? Nimmt man die Dinge ernst, oder macht man sich über Programm und Vorstellungen des Proletariats lustig?“
— „An die Redaktion von ‘La Lutte Ouvriere’“, Leo Trotzki

Indes hatten sich verschiedene linke Organisationen zu Regimentern aus Mitgliedern der POUM, CNT/FAI, PCE und der PSOE, meist unter jeweils eigener Flagge, zusammengeschlossen, um Francos Militärputsch mit militärischen Mitteln zu besiegen. Während der PCE zufolge, aufgrund der stalinistischen Etappentheorie, das Ziel zunächst nur die Wiederherstellung der bürgerlichen Demokratie sein konnte, und die soziale Revolution auf eine unbestimmte Zukunft zu vertagen, waren sich anfangs Basis und Führungen von CNT/FAI und POUM einig, dass ein erfolgreicher Kampf gegen den Faschismus mit der sozialen Revolution verbunden werden musste. Nur diese Orientierung konnte die Arbeiterklasse und das Landproletariat in Spanien zur Unterstützung des Kampfes gegen den Faschismus bewegen. Die bürgerlichen Regierungen hatten sich in ihren Augen aufgrund des Mangels an grundlegenden Verbesserungen der Lebensverhältnisse diskreditiert und taugten daher wenig zur antifaschistischen Mobilisierung.

Die republikanischen und revolutionären Truppen etablierten ihren Machtbereich an der gesamten spanischen östlichen Mittelmeerküste von der Grenze zu Frankreich bis einschließlich Malaga und Zentralspanien, der auf Höhe Madrids bis zur portugiesischen Grenze reichte. Die Faschisten hielten dagegen das nordöstliche Spanien mit Ausnahme des Baskenlands und einen Brückenkopf zwischen Malaga und Sevilla im Süden. Damit hatten die republikanischen und revolutionären Organisationen die Kontrolle über alle wichtigen Industriezentren inne. Die Macht im Hinterland übernahmen Komitees der teilnehmenden Parteien und Gewerkschaften, die das Leben und die Versorgung regelten. In Barcelona wurde das Steuerruder vom Zentralkomitee der Milizen übernommen, das sich aus diversen antifaschistischen Gruppen, aber auch aus bürgerlichen Kräften zusammensetzte. Abhängig davon, welche Organisation Land und Betriebe besetzt hielt, wurden diese entweder von CNT oder POUM kollektiviert; in den Machtbereichen der PCE (einschließlich ihrer katalanischen Gruppe Partit Socialista Unificat de Catalunya) und der Sozialisten zumeist aber nur zu bürgerlich-demokratischen Stützpunkten. Allein an der Mittelmeerküste beteiligten sich auch PSOE-Einheiten an den Kollektivierungen. In Katalonien hatte es die CNT schwerer, die Landwirtschaft zu kollektivieren. Die dortigen Kleinbauern weigerten sich, ihr Land in Kollektivbesitz aufgehen zu lassen. Die CNT Barcelonas beschloss daraufhin, dass man den Bauern das Land überlassen und sie durch die größere Produktivität der Kollektive zum freiwilligen Eintritt in diese bewegen wollte. Andere CNT-Einheiten, darunter die Eiserne Kolonne unter Führung Durrutis, führten dagegen Zwangskollektivierungen durch und erschossen nicht selten die alten Großgrundbesitzer. Tatsächlich führten die Kollektivierungen dazu, dass sich ein Großteil der von CNT und POUM befreiten Gebiete gänzlich hinter die Revolution stellten und dadurch den Vormarsch dieser Einheiten sicherten.

Die Organisation der Wirtschaft war größtenteils schwer durchführbar und hatte oft einen improvisierten Charakter. Da die wichtigen Banken nicht verstaatlicht und immer noch in der Hand der Regierung in Madrid unter PSOE-Führung war, die klar gegen die Kollektivierung der Wirtschaft auftrat, hing das Wohlergehen der Betriebe oft von ihren damaligen Rücklagen ab. Sie waren in den wenigsten Fällen planmäßig miteinander verbunden, sondern wurden wirtschaftlich aufs Geratewohl verwaltet. Arbeitern in gut ausgestatteten Fabriken ging es daher weit besser, als solchen, die bei Ausbruch des revolutionären Bürgerkriegs kaum noch über Geld und Rohstoffe zur weiteren Produktion verfügten. Die POUM sprach daher von einem syndikalistischen Kapitalismus. Allein in Katalonien gab es Ansätze einer koordinierten Produktion durch die Betriebe. Zusätzlich hatten einige ehemalige Eigentümer Unterlagen und Maschinen der Unternehmen vernichtet und waren ins Ausland geflohen. Neben diesen Problemen musste auch auf eine Kriegswirtschaft umgestellt werden. Auch wenn die Arbeiter Erstaunliches erreichen konnten, ergaben sich bald die ersten Versorgungsengpässe.

Ähnlich chaotisch gestaltete sich auch die Machtfrage. Die Volksfrontregierung hatte kaum wirkliche Macht, abgesehen von den Gebieten, die unter PSOE- und PCE-Kontrolle standen. In Madrid kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der CNT und den PSOE-hörigen Einheiten. Zugleich hatten sich in den kollektivierten Gebieten überall Komitees der Arbeitermacht herausgebildet, die entweder die Macht mit der bürgerlichen Regierung teilten oder faktisch selbst die Macht bildeten. In Valencia führte beispielsweise das Bestehen der Doppelmacht, also bürgerlicher und proletarischer Herrschaft nebeneinander, dazu, dass die bürgerlichen Militärs zunächst unbehelligt von ihrer Kaserne aus gegen die Revolutionäre vorgehen konnten, was erst nach einiger Zeit durch deren Zerschlagung beendet wurde. Innerhalb der CNT gab es ob dieses Dilemmas zahlreiche Debatten: sollte man mit allen antifaschistischen Kräften kooperieren oder auf eigene Faust für die soziale Revolution kämpfen? García Oliver, eine der Führungspersönlichkeiten der CNT/FAI, hielt den reformistischen CNT-Mitgliedern damals richtigerweise entgegen:

„Fast gleich nach der ersten fand eine weitere Plenarversammlung statt, auf der ich meine Ansichten bekräftigte; den Verschwommenheiten Marianets (damals Sekretär der katalanischen CNT), von wegen ‚auch ohne aufs Ganze zu gehen, könnten wir dennoch die Situation von der Straße aus beherrschen’, mußte ich entgegenhalten, daß derartige Ansichten nichts Ernsthaftes an sich hatten (…), denn die Gesamtheit der Probleme einer Revolution (siehe das, was in Rußland geschehen war) erforderte die revolutionäre Machtergreifung der CNT.“
— “Durruti. Leben und Tode des spanischen Anarchisten“, Abel Paz

Die Volksfront-Einbindung der CNT/FAI

Am 4.September löste sich die alte Volksfrontregierung unter Giral auf und es bildete sich eine neue unter dem PSOE-Führer Largo Caballero. Neben der Übernahme von vier Ministerposten waren auch die PCE und die POUM vertreten. Letztere hatte die Teilnahme der CNT zur Bedingung ihrer Regierungsbeteiligung gemacht. Die CNT wartete zunächst, aber einer ihrer Führer, Juan López, gab am 8. September bekannt, dass die CNT die Volksfront-Regierung nicht nur unterstützen, sondern ihr unter der Bedingung beitreten würde, dass sie sich nun „Rat der Generalidad“ nannte. Am 1. Oktober gab die gesamte Regierung die Auflösung des Zentralkomitees der Milizen bekannt, das die proletarische Seite der Doppelherrschaft ausgemacht hatte. Die französische Publikation der POUM rechtfertigte ihre Unterstützung dieses Schrittes damit, dass es „unerläßlich ist, den verschiedenen kommunalen Organisationen … eine einheitliche gesetzliche Grundlage zu geben, mit dem Ziel, sie einerseits auf einheitliche Weise zu ersetzen und andererseits der Autorität des neuen Rates der Generalitat zu unterstellen“ (“Revolution und Krieg in Spanien”, Pierre Broué, Émile Témime). Die CNT rechtfertigte ihren Regierungseintritt, bei dem Juan García Oliver Justizminister, Frederica Montseny Gesundheitsministerin, Juan López Sánchez Handelsminister und Juan Peiró Industrieminister wurden, am 4. November folgendermaßen:

„Der Eintritt der CNT in die Zentralregierung ist eins der wichtigsten Ereignisse, die die Geschichte unseres Landes zu verzeichnen hat. Aus Prinzip und Überzeugung war die CNT seit jeher staatsfeindlich und die Gegnerin jeder Form von Regierung … Aber die Umstände … haben das Wesen der spanischen Regierung und des spanischen Staates verändert. Die Regierung, das Instrument, das die Staatsorgane lenkt, hat aufgehört, die Unterdrückungsgewalt gegen die Arbeiterklasse zu sein, wie auch der Staat nicht mehr das Gebilde ist, das die Gesellschaft in Klassen scheidet. Beide werden jetzt, mit dem Eintritt der CNT, das Volk noch weniger unterdrücken.“
— ebenda

Diese Entscheidung löste innerhalb der CNT wilde Diskussionen aus. García Oliver, der zuvor noch Befürworter der „anarchistischen Diktatur“ gewesen war — im Grunde nichts anderes als der Diktatur des Proletariats — beugte sich der CNT-Mehrheit. An der Front hatte sich Durruti, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des spanischen Anarchismus, gegen die Regierungsteilnahme ausgesprochen und unzweideutig auf deren konterrevolutionäre Rolle hingewiesen. Die Auflösung der Arbeitermilizen führte zu ungeheurer Frustration an der Front, zumal PCE, PSOE und bürgerliche Republikaner sie mit einer Hetzkampagne begleiteten, die vom ruhigen Hinterland aus den Milizionären amateurhafte Kriegsführung vorwarf. Einige Milizen lieferten sich Gefechte mit den Truppen der Generalidad, die die Milizen entweder dem Kommando der offiziellen Regierung unterstellen oder im Falle der Verweigerung deren Auflösung und Entwaffnung gewährleisten sollten. Die „Eiserne Kolonne“, ursprünglich geführt von Durruti, der jedoch während der Verteidigungsschlacht um Madrid fiel, fand sich im März 1937 in bewaffneten Auseinandersetzungen mit der paramilitärischen Polizei der republikanischen Regierung, als diese der offiziellen Armee eingegliedert werden sollte.

Während der Großteil der „Eisernen Kolonne“ für die Militarisierung eingetreten war, verließen dagegen 1000 Milizionäre desillusioniert die Front. Sie bildeten den Kern der oppositionellen Gruppe „Amigos de Durruti“ (Freunde Durrutis) innerhalb der CNT, die den Ministerialismus der CNT-Führung scharf angriff und eine auf die Durchführung der Revolution gerichtete Linie verfolgte. Im Hinterland der antifaschistischen Kräfte kam es nun nach und nach zu immer weiteren Konflikten um die Staatsmacht und deren Charakter. Die Stalinisten der PSUC und PCE sowie die Sozialdemokraten der PSOE stellten in ihren Machtbereichen das bürgerliche Privateigentum sicher, horteten Waffen, die an manchen Frontabschnitten dringend benötigt wurden und verübten immer wieder Übergriffe auf CNT- und POUM-Mitglieder und Büros. Der Höhepunkt dieser Entwicklung waren offene Gefechte zwischen den Truppen der PSUC auf der einen und POUM und CNT auf der anderen Seite in Barcelona. Während beide Organisationen empfindliche Verluste hinnehmen mussten, unter anderem auch durch Entführungen und Ermordungen seitens des stalinistischen Geheimdienstes, war die Basis von POUM und CNT entschlossen, mit den antifaschistischen Kräften des bürgerlichen Lagers und deren fortgesetzten Versuchen Schluss zu machen, die proletarische Revolution auf einen rein antifaschistischen Kampf zu reduzieren und das bürgerliche Eigentum aufrecht zu erhalten. In Barcelona wendete sich das Blatt schnell zugunsten der POUM und CNT/FAI. Die POUM-Führung erklärte auf einem gemeinsamen Treffen mit CNT, FAI und Juventud Libertaria, der anarchistischen Jugendorganisation, am 4. Mai, als die Arbeiter spontan Barrikaden errichteten und in einen stadtweiten Streik traten:

„Entweder wir stellen uns an die Spitze der Bewegung, um den inneren Feind zu vernichten, oder die Bewegung scheitert und wir sind vernichtet.“
— „Revolution und Krieg in Spanien“, Pierre Broué, Émile Témime

Diese Position der POUM-Führung teilten auch die Freunde Durrutis. Sie kritisierten die Linie der CNT-Minister und forderten die Errichtung revolutionärer Juntas. Auch Trotzki hatte deren Aufbau gefordert, zumal er in den revolutionären Juntas das spanische Synonym der Räte sah. Die Schwächen der CNT sahen die Freunde Durrutis in der Tatsache, dass sie gerade nicht den bürgerlichen Staatsapparat zerschlagen und durch eine proletarische Gegenmacht, verkörpert durch die Juntas, anstrebte:

„Wenn die ganze Existenz einer Organisation mit dem Predigen der Revolution verbracht wird, hat sie die Pflicht zu handeln, wann immer die Umstände günstig sind. Und im Juli [1936] zeigte sich dieser Fall. Die CNT hätte auf den Fahrersitz im Lande springen sollen und einen schweren coup de grace gegen alles, was überholt und archaisch ist ausführen sollen. Dadurch hätten wir den Krieg gewonnen und die Revolution gerettet. Aber sie tat das Gegenteil. Sie kollaborierte mit der Bourgeoisie in Angelegenheiten des Staates, genau dann, als der Staat zu allen Seiten wegbröckelte. Sie hielt Companys [Lluis Companys, Gründer der Partei Esquerra Republicana de Catalunya] und Co. künstlich aufrecht. Sie atmete eine Lunge voll Sauerstoff in eine blutarme, von Furcht heimgesuchte Bourgeoisie. Einer der direkten Gründe, warum die Revolution erstickt und die CNT entfernt wurde, ist, dass sie sich wie eine Minderheitengruppe verhielt, obwohl sie die Mehrheit in den Straßen hatte. (…) Andererseits würden wir behaupten, dass Revolutionen totalitär sind, ganz gleich wer etwas anderes sagt. Was passiert ist, dass man sich mit den zahlreichen Aspekten der Revolution fortschrittlich auseinandersetzt, aber mit dem Vorbehalt, dass die Klasse, die die neue Ordnung repräsentiert, diejenige mit der meisten Verantwortung ist. Und wenn die Sachen nur halb erledigt werden, haben wir, was uns derzeit beunruhigt, das Desaster des Juli.“
— „The Friends of Durruti Group: 1937—1939“, Agustin Guillamón [Übersetzung Bolschewik]

Während die Stalinisten den Widerstand gegen ihren Putschversuch insbesondere der POUM in die Schuhe schoben und eine Repressionskampagne gegen sie lostraten, bemühte sich die POUM-Führung, die sich in allen wichtigen Fragen der CNT unterordnete, zu einer erneuten Übereinkunft mit den bürgerlichen und reformistischen Kräften der republikanischen Regierung zu gelangen. Während der CNT-Minister García Oliver zur Beendigung des „Bruderkampfs“ aufrief und erklärte, die Regierung würde die nötigen Maßnahmen treffen, rief die POUM-Führung die Arbeiter auf zur Arbeit zurückzukehren. CNT- und POUM-Einheiten, die sich aufgrund der stalinistischen Provokation auf den Weg nach Barcelona gemacht hatten, um den Sieg der proletarischen Kräfte sicherzustellen, wurden schließlich von ihren Führern auf Befehl der Regierungsvertreter ihrer Organisationen dazu gebracht, ihren Marsch auf Barcelona zu beenden. Die CNT- und POUM-Leitungen hatten ein weiteres Mal die Möglichkeit der Zerschlagung der sozialdemokratischen und stalinistischen Konterrevolutionäre verstreichen lassen. Insbesondere die Stalinisten schlugen daraufhin zurück. In Folge der Mai-Ereignisse ermordeten sie den POUM-Führer Andrés Nin; Büros der Juventad Libertaria, der Freunde Durrutis und der POUM wurden geschlossen. Es folgte eine Kampagne der Stalinisten, die POUM zu verbieten und zerschlagen, der die CNT-Minister gleichgültig gegenüberstanden. Wenig später leiteten die Stalinisten dann den Schlag gegen die CNT selbst ein. Am 17.Mai bildete sich eine neue Regierung bestehend aus PSUC und PSOE unter der Führung des Sozialisten Negrín, der äußerte:

„Ich erkannte…, daß unser Krieg einen internationalen Aspekt hatte, der über seinen Ausgang entscheiden mußte, und daß aus diesem Grund ein Kabinett Largo Caballero mit einer Vertretung der extremen sozialistischen Linken und des Kommunismus ein grober Fehler war, schlimmer … als der Einzug der Faschisten in Getafe.“
— „Revolution und Krieg in Spanien“, Pierre Broué, Émile Témime

Am 16. Juni ließ die Regierung Negrín Mitglieder des Exekutivkomitees der POUM verhaften und machte ihnen im Oktober 1938 den Prozess. Die Regierung schlug nun auch gegen die Kollektive los und ließ sie zurück in Privateigentum überführen. Die CNT-Büros wurden geschlossen und von Militärs besetzt; im September wurde das CNT-Büro des Verteidigungsausschusses von der Regierung erobert. Die Juventud Libertaria schloss sich mit der bürgerlich-republikanischen Allianz der antifaschistischen Jugend an. Die Opposition war zerschlagen.

Konflikte im anarchistischen Lager

Der Passivität der CNT-Minister gegenüber den Geschehnissen folgten wilde Debatten im anarchistischen Lager. Die Freunde Durrutis erklärten sich die Schwäche der CNT folgendermaßen:

„Die CNT war bar jeglicher revolutionärer Theorie. Wir hatten kein konkretes Programm. Wir hatten keine Ahnung, wo wir hingingen.“ …

„Da wir nicht wussten, was wir taten, überreichten wir die Revolution der Bourgeoisie und den Marxisten, die die Farce von gestern repräsentieren, auf einem Präsentierteller. Was schlimmer ist, wir erlaubten der Bourgeoisie eine Atempause: um zurückzukehren, sich neu zu formieren und sich zu verhalten wie ein Eroberer.”
— „Towards a Fresh Revolution“, zitiert aus: „The Friends of Durruti Group: 1937—1939“, Agustin Guillamón [Übersetzung Bolschewik]

Der Broschüre des anarchistischen Literaturvertriebs Syndikat A, „Nosotros, Agentes Provocadores“ von Hans Schafranek und Werner Wögerbauer zufolge, versuchte das nationale Plenum der CNT in Valencia, die Freunde Durrutis aus der CNT auszuschließen, was jedoch der Widerstand der CNT-Basis verhinderte. Die CNT-Führung warf ihnen „Marxismus“ vor und bezeichnete sie als „unkontrollierbare Elemente“. Sie hatten jedoch gar nicht vorgehabt, die CNT-Führung zu ersetzen, sondern durch ihre Kritik die CNT wieder zu revolutionären Positionen zu bewegen. Den Vorwurf des „Marxismus“ hatte die CNT-Führung wahrscheinlich an den engen Kontakten der Freunde Durrutis zu der POUM und den spanischen Trotzkisten, der kleinen Gruppe der Bolschewiki-Leninisten (BL) festgemacht, die sich geweigert hatten, mit der POUM der Volksfrontregierung beizutreten. Auch wenn Schafranek und Wögerbauer meinen, diese Annäherungen habe es aufgrund des Klimas der gemeinsamen Situation gegeben, Staatrepressionen ausgesetzt zu sein, so gab es auf politischer Ebene in der Tat einige Gemeinsamkeiten. Das im El Amigo del Pueblo Nr. 5 abgedruckte Programm der Freunde Durrutis hatte inhaltlich viele Gemeinsamkeiten mit den Positionen der BL. Es forderte neben konkreteren Maßnahmen zur Besserung des Lebensstandards diese politischen Maßnahmen:

„Steuerung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens durch die Gewerkschaften.
Freie Kommunen.
Kontrolle von Armee und Ordnungskräfte durch die Arbeiterklasse…
Alle Waffen haben in den Händen des Proletariats zu sein…
Allgemeine Arbeitspflicht…
Sozialisierung aller Produktions- und Tauschmittel…
Säuberung des Hinterlandes…
Sofortige Einführung des Familienlohns…
Abschaffung des bürgerlichen Parlaments…
Mobilisierung gegen die Konterrevolution…
Mißachtung aller staatlichen Zwangsmaßnahmen…
Rückkehr zur umfassend revolutionären Ausrichtung unserer Organisation.
Totale Opposition gegen den Ministerialismus…
Gegen jede Form von Waffenstillstand…“
— „Nosotros, Agentes Provocadores“, Hans Schafranek, Werner Wögerbauer

Die BL befanden sich in einer ähnlichen Lage wie die Freunde Durrutis. Jene, die die Regierungspolitik der POUM angegriffen hatten, wurden ebenso von den POUM-Ministern attackiert und ausgeschlossen, wie solche Mitglieder der BL, die in den POUM-Batallionen gekämpft hatten. Die Kritik Trotzkis an der POUM konzentrierte sich auf deren Volksfrontbeteiligung trotz der Lippenbekenntnisse zur Notwendigkeit der Revolution:

„Koalition mit der Bourgeoisie unter dem Namen Volksfront, Beteiligung an der Volksfrontregierung, politische Unterstützung einer solchen Regierung, Verzicht auf unabhängige Agitation und Organisation für den revolutionären Sturz der bürgerlichen Regierung — all das kann im besten Fall nur den Todeskampf der bürgerlichen Demokratie verlängern und dem Faschismus den Sieg erleichtern. Nicht nur die Politik der Stalinisten und Sozialisten, dieser direkten Lakaien der Konterrevolution, sondern auch die der CNT- und POUM-Führer war und bleibt verderblich vom Standpunkt der proletarischen Interessen.

— „Antworten auf einige Fragen, die spanische Lage betreffend“, Leo Trotzki

Das Programm der Bolschewiki-Leninisten, das am 19. Juli 1937 veröffentlicht wurde, äußerte sich zu den notwendigen Aufgaben für die Revolution in Spanien. Unter dem Titel „Was wollen die Trotzkisten“ finden sich unter anderem folgende Forderungen:

„Den Faschismus und seine Wurzeln durch die Enteignung der Ausbeuter und der vollständigen Zerstörung des alten Staatsapparates beseitigen der nur auf dem verrotteten Boden der kapitalistischen Demokratie blühen kann. Während einer Übergangsperiode wünschen wir die Diktatur des Proletariats zu errichten, nur gerichtet gegen die Überbleibsel der Bourgeoisie, die mit Hilfe des ausländischen Kapitals versuchen wird, das Privateigentum und das bürgerliche Regime wiederzuerrichten.“ …

„So lange das Proletariat nicht in der Position ist, die Macht zu übernehmen, werden wir die demokratischen Rechte der Arbeiter innerhalb des Rahmens des kapitalistischen Übergangsregimes verteidigen. Darum haben wir öffentlich, und ohne jede Art des Manövrierens die Einheitsfront des Kampfes gefordert, CNT-POUM-FAI; wir werden es den Klassenfeinden niemals erlauben, die Arbeiterorganisationen zu zerstören, selbst wenn es sich um unsere politischen Gegner handelt. Gestern forderten wir den Schutz der POUM; heute protestieren wir gegen diejenigen, die die POUM von den Volkstribunalen ausschließen wollen; und morgen werden wir die CNT mit den Waffen in der Hand verteidigen. Wir waren und sind Befürworter der proletarischen Demokratie.“
— Das Programm der spanischen Bolschewiki-Leninisten, www.revolutionary-history.co.uk [Übersetzung Bolschewik]

Die Forderung der BL zur Errichtung der Diktatur des Proletariats glich in vielen Belangen den Forderungen des Programms der Freunde Durrutis. Diese Diktatur des Proletariats, einer der traditionellen Konfliktpunkte zwischen Marxisten und Anarchisten definierte die BL so:

„Wir stehen für die Formierung revolutionärer Räte der Arbeiter, Bauern und Soldaten. Diese Räte sollen in jeder Fabrik, in jedem Dorf und jedem Unternehmen demokratisch gewählt werden. Es muss möglich sein, Delegierte jederzeit abzuberufen, wenn die Mehrheit so entscheidet. Räte dieser Art wurden in den Juli-Tagen geformt. Dem wahren Wunsch der Massen ist das freiest mögliche Spiel in ihnen erlaubt. Diese Räte werden zu ihrer Aufgabe die Verteidigung der Errungenschaften der Revolution, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Kontrolle der Wirtschaft und Verteilung haben. Jede Partei wird ihre Vorschläge machen: die Massen werden entscheiden.“
— ebenda

Nachdem sich die CNT, ebenso wie die POUM, die der CNT in allen wichtigen Fragen hinterherlief, gegen den Aufbau revolutionärer Juntas entschieden hatte, blieb ihr — einer Organisation, die den Staat abschaffen wollte — als einzige Alternative der Eintritt in die bürgerliche Volksfrontregierung. CNT-Minister García Oliver versuchte, das Versagen der CNT durch Wortklauberei zu beschönigen und zu verschleiern:

„Ein echter Revolutionär zu sein bedeutet unvermeidlicherweise, ein Reformist zu sein. Die Revolution ist nie eine Innovation, sondern eine permanente Reform.
— „Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg“, Heleno Saña

Die simple Staatsverneinung des Anarcho-Syndikalismus — unabhängig davon, ob es sich um einen bürgerlichen Staat oder die Diktatur des Proletariats als Arbeiterstaat handelte und vor allem die Ignoranz gegenüber dem Fakt, dass man sich in einer bewaffneten Auseinandersetzung mit kompromisslosen Gegnern befand, was nun wirklich überhaupt keine reale Möglichkeit für einen herrschaftslosen Zustand sein kann — hatte daher zu einer Orientierungslosigkeit in den Reihen der CNT geführt, die die Freunde Durrutis auf den Mangel an einem konkreten Programm zurückführten. Sie forderten dagegen im El Amigo del Pueblo Nr. 6 vom 12. August 1937:

„Aus der Bewegung des Juli müssen wir schließen, dass alle Feinde der Revolution gnadenlos zerschlagen werden müssen. Dies war einer der Hauptfehler, für den wir jetzt die Rechnung mit Zinsen zahlen. Diese Defensivaufgabe wird der revolutionären Junta zufallen, die dem Gegner keine Gnade zeigen soll .“ (…)

„Die Errichtung einer revolutionären Junta ist von größter Wichtigkeit.“

„(…) wir befürworten, dass die einzigen Teilnehmer der revolutionären Junta die Arbeiter der Stadt und des Landes und die Kämpfer sein sollen, die selbst gezeigt haben, zu jedem zentralen Zeitpunkt dieses Konflikts, die Champions der sozialen Revolution zu sein .“
— „The Friends of Durruti Group: 1937—1939“, Agustin Guillamón [Übersetzung Bolschewik]

Konkreter waren sie bereits in einem Flugblatt geworden, dass sie anlässlich der Barrikadenkämpfe am 5. Mai in Barcelona veröffentlicht hatten:

„Unsere Gruppe fordert die unmittelbare Errichtung einer revolutionären Junta, die Erschießung der Schulldigen, die Entwaffnung der bewaffneten Corps, die Vergesellschaftung der Wirtschaft und die Auflösung der politischen Parteien, die sich gegen die Arbeiterklasse gewendet haben.“

— ebenda

Dennoch kam es, trotz dieser theoretischen Nähe zentraler Positionen, zu keiner vertieften praktischen Zusammenarbeit zwischen den BL, der POUM-Linken, die die BL für ihre immer noch recht loyale Haltung gegenüber der POUM-Führung angegriffen hatte, und den Freunden Durrutis. Die BL stellten den Freuden Durrutis zwar ihre Druckmaschine zur Veröffentlichung des Amigo del Pueblo zur Verfügung. Auf eine Einladung der BL an die POUM-Linke und die Freunde Durrutis reagierten beide Gruppen jedoch nicht. Vermutlich lösten sich die Freunde Durrutis während des Jahres 1938 auf. Das Klima innerhalb der CNT war recht ungemütlich geworden, spätestens seit die CNT noch einen Minister für die Regierung Negrín stellte und es in einem Rundschreiben des CNT-Nationalkomitees vom 10.Mai 1938 hieß:

„Laßt uns den Defätisten und Pessimisten das Maul stopfen, die jede Gelegenheit nutzen, um von revolutionären Verlusten, Zusammenbruch und Verrat zu quasseln.“
— „Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg“, Heleno Saña S. 231

Wie die Besten der russischen Anarchisten sich 1917 dem Bolschewismus angenähert hatten und laut Paul Avrichs “The Russian Anarchists” sogar anarchistische Begründungsmuster für die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats suchten, gab es mit den Freunden Durrutis in Spanien ebenfalls aufrechte Anarchisten, die sich für die Seite der Revolution entschieden, als sie vor die Wahl gestellt wurden. Die Freunde Durrutis erkannten die Schwächen des Anarcho-Syndikalismus und verwarfen den Gedanken bloßer Staatsverneinung per Dekret, wie es der IV. Kongress der CNT gefordert hatte, auch wenn die FAU Gegenteiliges behauptet:

„Während der Maitage – des Regierungsangriffes auf die Revolution zwei Monate später – taten sich die Freunde durch ihre Aufrufe hervor, durchzuhalten und die Konterrevolution zu zerschlagen. Sie vollzogen keine ‘Abweichung’ vom Anarchismus – sie weigerten sich, angesichts von GenossInnen, die sich an der Regierung beteiligten, zu kompromittieren.“
— www.fau.org

Die Freunde Durrutis vertraten dagegen in ihrem Programm “Für eine neue Revolution” die Ansicht, dass sie sich sehr wohl von Teilen der klassischen anarchistischen Staatsverneinung trennten:

„Wir führen eine leichte Abweichung des Anarchismus in unser Programm ein. Die Errichtung einer Revolutionären Junta. …“

„Wie wir es sehen, braucht die Revolution Organismen, um feindliche Sektoren in einem organisierten Sinn zu überwachen und zu unterdrücken. Wie die gegenwärtigen Ereignisse gezeigt haben, akzeptieren solche Sektoren keinen Straferlass, wenn sie nicht zerschlagen werden.

Es mag anarchistische Genossen geben, die bestimmte ideologische Zweifel spüren, aber die Lehre der Erfahrung ist genug, um mit dem Drumherumreden aufzuhören.

Wenn wir keine Wiederholung dessen wollen, was mit der gegenwärtigen Revolution geschieht, müssen wir mit höchster Energie gegen diejenigen vorgehen, die nicht mit der Arbeiterklasse identifiziert werden.“
— „The Friends of Durruti Group: 1937—1939“, Agustin Guillamón [Übersetzung Bolschewik]

Ernsthafte Genossinnen und Genossen der FAU können dem Problem der Staatsfrage in der anarchistischen Theorie nicht ausweichen und müssen die Probleme ergründen, an denen der Anarcho-Syndikalismus zugrunde ging, als es um die Macht ging. Für eine erfolgreiche Revolution reicht die bloße Ausrufung des libertären Kommunismus nicht aus, wie es die bitteren Erfahrungen in Spanien belegen. Dazu bedarf es eines politischen Programms, das in revolutionären Situationen den Weg zur Zerschlagung der bürgerlichen Staatsmacht weist und zur Verteidigung der revolutionären Veränderungen und ihrer Akteure als ihren Ersatz eine Rätemacht propagiert. Auch wenn die Bolschewiki-Leninisten Spaniens bloß eine Handvoll gewesen sein mögen, ihr Programm und die Einsicht der Freunde Durrutis in die Notwendigkeit der Errichtung einer revolutionären Junta zeigten einen Ausweg aus der gesellschaftlichen Krise. Leider lernten die Freunde Durrutis diese Lehre zu spät, um den Kampf gegen den Faschismus noch in erfolgreiche Bahnen zurücklenken zu können, zumal das Nationalkomitee der CNT sie mit Macht daran hinderte.

Die CNT-Position der abstrakt-theoretischen Staatsverneinung führte zur entschiedenen Ablehnung aller Schritte hin zur Schaffung eines revolutionären proletarischen Staats. Gleichzeitig bewirkte diese politische Blindheit, dass die CNT faktisch die Existenz des bürgerlichen Staats verteidigte und der Bourgeoisie als Steigbügelhalter zur Rückkehr an die Macht verhalf. Darum ist die Geschichte der CNT untrennbar verbunden mit ihrer historischen Mitverantwortung für die tragische Niederlage der Spanischen Revolution.