Die Organisation fällt nicht weit vom Programm

Seit Oktober 2012 beteiligt sich die IBT als Beobachter an den Diskussionen innerhalb der Neuen Antikapitalistischen Organisation (NAO). Wir haben uns dazu entschlossen, an den Diskussionen teilzunehmen, da die verschiedenen Gruppen und Individuen, die in der NAO mitarbeiten, sich zum Ziel gesetzt haben, eine revolutionäre Gruppe aufzubauen. Dies heißt nicht, dass wir die verschiedenen organisatorischen Ideen oder politischen Positionen der Teilnehmer immer teilen. Ganz im Gegenteil, wir diskutieren in diesem Rahmen, um Genossen der NAO von der Notwendigkeit einer trotzkistisch-leninistischen Partei zu überzeugen. Der Aufbau einer solchen Organisation bleibt unser strategisches Ziel. Ob die NAO in diesem Prozess eine progressive Rolle spielen kann, wird sich zeigen.

Wir drucken hier unseren ersten Brief an die NAO vom September 2012 ab, der unsere Absichten offenlegt. Seitdem haben wir verschiedene dieser Punkte auf Treffen und in Dokumenten weiter ausgeführt.

Zur Diskussion um die NAO

Mit Interesse verfolgen wir die Debatte um den Aufbauprozess einer Neuen Antikapitalistischen Organisation (NAO) in Deutschland.

Wir sehen in der Entwicklung der NAO eine Reihe von Problemen, aber möchten betonen, das wir die Bestrebung nicht grundsätzlich ablehnen, sondern uns vorstellen können, uns sowohl an Debatten als auch an Aktionen zu beteiligen, sofern es bei deren Zielsetzung politische Übereinstimmung gibt. Ohne Frage stellt die Hegemonie der reformistischen Linken um SPD und LINKE ein beachtliches Hindernis zur Entwicklung einer revolutionären Organisation dar.

Wir möchten daher die Gelegenheit nutzen, um in Kurzform unsere Einschätzung der Lage in Deutschland zu schil­dern und unser Verständnis möglicher Zusammenarbeit zwi­schen der Internationalen Bolschewistischen Tendenz (IBT) und der NAO zu skizzieren. Die Entwicklungen der letzten Jahre, die weltweite Krise des Kapitalismus, der massive aber noch lange nicht erfolgreiche Widerstand gegen das Abwäl­zen der Krise auf dem Rücken der Arbeiterklasse, zeigen die Notwendigkeit des Aufbaus einer revolutionären Partei basie­rend auf dem historischen Programm der IV. Internationale.

Eine politische Orientierung auf die Arbeiterklasse, zu der wir alle Erwerbstätigen und Arbeitslosen mit ihren Familien zählen, bleibt nach wie vor zentral für uns. Marx betrachtete die Arbeiterklasse, also die Lohnabhängigen und Arbeitslosen, nicht nur deswegen als revolutionäres Subjekt, weil sich Teile dieser gegen kapitalistische Ausbeutung wehrten. Vielmehr ist die Arbeiterklasse die einzige soziale Klasse, die unmittelbar für die gesellschaftliche Reproduktion zuständig ist. Die Emanzipation der tatsächlich Arbeitenden ist somit nicht willkürlich, sondern ist tatsächlich gleichbedeutend im Sinne der Menschheitsgeschichte mit einem wesentlichen Bestandteil menschlicher Emanzipation. Wie das Papier der Sozialistischen Initiative Berlin richtigerweise erwähnt, exi­stiert insbesondere die Unterdrückung der Frau jedoch weit länger als das Kapitalverhältnis. Dennoch ist die soziale Revolution integraler Bestandteil sozialer Emanzipation auch der Frau und würde die Familie progressiv durch freiere soziale Beziehungen zwischen den Geschlechtern ersetzen.

Trotz dieser Gemeinsamkeiten in unserem Sozialismus-Verständnis gibt es bedeutende programmatische Diffe­renzen zwischen den diversen Gruppen, die sich entweder unmittelbar an der NAO beteiligen oder zumindest über einen Beobachterstatus verfügen. Diese lassen sich nicht umgehend ausräumen. Wir schlagen daher vor, dass es regelmäßige regionale und bundesweite Diskussionstreffen zu bestimmten Themen geben sollte.

Zudem schlagen wir Aktionseinheiten zu diversen Themen vor, bei denen es Übereinstimmung gibt — beispielsweise bei der Notwendigkeit, die Nazis auf der Straße physisch zu konfrontieren, dabei möglichst viele Kräfte aus der Arbeiterbewegung und Linken miteinzubeziehen, die eine solche Ziel­setzung teilen, und sich vor allem nicht auf fruchtlose Appelle an den bürgerlichen Staat zu verlassen.

Neu und antikapitalistisch?

Wir halten nach wie vor an der zentralen Bedeutung des Programms als Kern einer revolutionären Organisation und Partei fest. Diese Haltung, die heutzutage der weiten Mehrheit der Linken als überflüssiges traditionalistisches Sektierertum erscheint, hat jedoch einen guten Grund: Das revolutionäre Programm enthält in kondensierter Form die Lehren, die wir aus den Siegen und Niederlagen internationaler Klassenkämpfe ziehen sollten, um Fehler nicht zu wiederholen. Hält man das für überflüssig, ist man wiederum nur einen Schritt davon entfernt, die schmerzhaften Lektionen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung zu wiederholen. In der Regel tun dies diejenigen Strömungen, die aus Gründen der Popularität und der vermeintlich schweren Vermittelbarkeit historisch entwickelter Positionen von diesen ganz absehen wollen und in jedem Projekt der Linken etwas Neues erblicken möchten.

Diverse Projekte, die meist von enthusiastischen und teilweise unerfahrenen Leuten getragen werden, sind in sehr ähnlicher historischer Form und vergleichbaren historischen Umständen alles andere als „neu“ und nur deshalb nicht mehr im breiten Bewusstsein, weil sie an ihren inneren, auf programmatischen Differenzen beruhenden Widersprüchen zugrunde gegangen sind. Mangelnde Reflexion hierüber und unkritischer Applaus für jede neue linke Mode ist eine wichtige Ursache dafür, dass sich die Linke international in der heutigen tragischen Position befindet.

Aber was bedeutet das nun konkret? Als Trotzkisten sehen wir weiterhin die Methode des Übergangsprogramms, des Gründungsdokuments der IV. Internationale, als unseren Kompass für die Analyse, Kritik und Praxis gegen die kapitalistischen Verhältnisse an. Das Übergangsprogramm zielt darauf ab, Tageskämpfe mit einer revolutionären Per­spektive zu verbinden, um den Beteiligten in der Aktion zu verdeutlichen, dass letztlich nur der Sozialismus eine Lösung des jeweiligen Problems bietet.

Das Übergangsprogramm verweist insbesondere auf die Mängel der politischen Führung, basierend auf deren unzulänglichem Programm oder/und ihren materiellen Inter­essen. Dies resultiert teils aus Ignoranz bezüglich historischer Erfahrungen der revolutionären Linken, teils aber auch aus Ablehnung, „unrealistische Forderungen“ zu stellen. Refor­misten ziehen es daher vor, sich an eine unmittelbare institutionelle Verhandlung mit den jeweiligen bürgerlichen Opponenten zu klammern. Trotzki hielt daher fest:

Die weltpolitische Lage in ihrer Gesamtheit ist vor allem gekennzeichnet durch die historische Krise der Führung des Proletariats.
— Übergangsprogramm der IV. Internationale, 1938
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1938/uebergang/ueberg1.htm

Auch wenn dieser Satz mittlerweile unzählige Male zitiert wurde, und viele Organisationen und Individuen rund um den NAO-Prozess solche historischen Rückgriffe als falsches, orthodoxes oder dogmatisches Herangehen abtun, halten wir diesen kurzen Satz für tiefgründiger als all die „neuen“ Ideen der LINKE, welche nur auf die Reformation des Kapitalismus hinauslaufen.

Die Stärke des Kapitalismus liegt nicht in ihm selbst und seinen eigenen Institutionen; er überlebt nur wegen seiner Stützpunkte in den Organisationen der Arbeiter. Wie wir es nun im Lichte der Lehren sehen, die wir aus der russischen Revolution und ihren Folgen gezogen haben, bestehen neun Zehntel des Kampfes für den Sozialismus aus dem Kampf gegen den bürgerliche Einfluß in den Arbeiterorganisationen, die Partei eingeschlossen.
— James P. Cannon, The first ten years of American Communism

Natürlich reicht es nicht aus, einfach nur die Klassiker des revolutionären Marxismus zu zitieren, aber die Fragen, die für den Prozess einer Neugründung einer revolutionären Partei und Internationale von zentraler Bedeutung sind, besitzen einen historischen Zusammenhang, und dies kann nur von jenen geleugnet werden, denen ein Gramm „neue Originalerfindung“ schwerer wiegt als ein Zentner „historische Lehre“.

Hindernisse gestern und heute

Das niedrige proletarische Klassenbewusstsein in Deutschland hat für uns mehrere Gründe. Es würde zu weit gehen, hier alle detailliert zu vertiefen. Wir möchten daher nur einige thematisieren:

Man kommt nicht umhin festzustellen, dass die linken Organisationen selbst herzlich wenig aus ihrer eigenen Geschichte gelernt haben. Es ist bedenklich, dass bis heute maoistische und stalinistische Gruppen, die sich alle positiv auf Stalins Totengräberpolitik vom „Sozialismus in einem Land“ beziehen, die der konterrevolutionäre Wendepunkt in der Geschichte der russischen Revolution war, einen nennenswerten Einfluss auf den linken Flügel der Arbeiterbewegung in Deutschland haben. Wer aus dem Niedergang der Sowjetunion und der DDR nicht lernen will und diese Gesellschaften auch dort ungebührlich glorifiziert, wo sie direkt für ihren eigenen Niedergang verantwortlich waren, der kann keine wirkliche Perspektive für die Emanzipation der Arbeiterklasse formulieren.

Ein weiterer Punkt ist die andauernde reformistische Hegemonie durch die SPD. Wir sehen weiterhin in der SPD eine bürgerliche Arbeiterpartei. Glaubt man der NAO ist die SPD nach der Agenda 2010 auf einmal eine lupenreine bürgerliche Partei geworden. Wesen und Funktion der SPD sind jedoch grundlegend anders als die von CDU oder FDP. Noch hat die SPD eine gewisse Verankerung in der Arbeiterklasse, insbesondere über die Gewerkschaften, und dominiert nach wie vor die Gewerkschaftsführung. Wähler und Mitglieder der SPD finden sich auf den Aktionen wieder, wo auch Revolutionäre in Erscheinung treten, wie die 1. Mai-Demos des DGB, antifaschistische Mobilisierungen oder Proteste gegen die imperialistische Kriegspolitik. Die SPD und ihre Jusos können, sollte es wieder zu verstärkten Kämpfen der Klasse kommen, ihr gefährliches sozialdemokratisches Gift zur Lähmung der Bewegung einsetzen, und genau hierin besteht ihr Wert für die Bourgeoisie. Beispiele finden sich hierfür allein in den letzten 20 Jahren zu Genüge. Es ist das Wesen der bürgerlichen Agenten in der Arbeiterbewegung, die Inter­essen der eigenen Bourgeoisie zu bedienen, auch wenn es auf Kosten der eigenen Wählerschaft geht. Das ist nicht erst seit Schröders Agenda 2010 der Fall, sondern seit der Bewilligung der Kriegskredite 1914, und war zu Zeiten von Schumacher, Brandt oder Schmidt auch nicht anders. Wer die Mehrheit der Arbeiterklasse für die Revolution gewinnen will, muss Teile der Basis der SPD von dieser brechen.

Dies ist angesichts von Generationen Lohnabhängiger, die meinten, der „Wohlfahrtsstaat“ sei unveränderlicher Bestandteil der kapitalistischen Gesellschaft, zweifelsohne nicht einfach zu bewerkstelligen. Die jetzige Stärke der LINKE ist bester Ausdruck davon. Die LINKE wartet zumindest verbal mit keynesianistischen Konjunkturprogrammen auf, um sich dann in der Praxis an neoliberalen Sparprogrammen zu beteiligen, wie ihre Mitarbeit im Berliner Senat eindrucksvoll dokumentiert. Der vorübergehende Verlust von Abgeordne­tensitzen im Parlament ist daher ein Tief des Reformismus, auf das bald eine erneute Welle von arbeiterfreundlichen Ver­sprechen folgt, die entsprechende Illusionen bei den Arbeitern erzeugen.

Die SPD ist hier im politischen Rahmen einen Schritt weiter. Sie hat sich auch verbal in den meisten Fällen mit den Realitäten kapitalistischer Grenzen des eigenen Handelns abgefunden. Sie verbindet unmittelbar die Möglichkeit der Aufrechterhaltung einiger Bereiche des „Sozialstaats“ mit dem Korsett öffentlicher Finanzen, die gerade in Krisenzeiten — will man denn wie die SPD im Kapitalismus verweilen — keinen Spielraum für Soziales lassen. Die eigene Politik ist damit direkt an das Wohl und Wehe der Konkurrenzfähigkeit des deutschen Kapitals gebunden.

Damit verbunden gibt es weitere wichtige Fragen, die die NAO diskutieren sollte:

Links von DIE LINKE — bundesweit und international

Wir haben grundsätzliche Kritik an den positiven Verweisen seitens der NAO auf die reformistischen Vereinigungsprojekte der Nouveau Parti Anticapitaliste (NPA) in Frankreich oder der irischen United Left Alliance (ULA), die nur daher vermeintlich linker als DIE LINKE auftreten konnten, weil es zur Zeit ihrer Gründungen, anders als in Deutschland, massive Klassenkampfwellen gab.

Auch ist uns das Netzwerk Linke Opposition (NLO) noch gut in Erinnerung. Wir kommentierten diese Entwicklungen bereits in der Vergangenheit:

Zur NPA: https://bolsheviktendency.org/?p=1392

Zur ULA: Class-Struggle Politics & the 2011 Election

Zur NLO: Für den Aufbau einer revolutionären Arbeiterpartei

Gewerkschaftspolitik

Wir sehen keine Perspektive im Aufbau von revolutionären Gewerkschaften von unten als Konkurrenz zum DGB. Dennoch ist es eine unumgängliche Tatsache, dass die Gewerkschaften heutzutage von einer Führung dominiert sind, die mehr an ihrem eigenen materiellen Wohl, als der Verteidigung des Wohles der Arbeiterklasse interessiert ist. Dies schlägt sich konkret in dem jämmerlichen Verweis auf sozialpartnerschaftliche Verpflichtungen nieder, und auch in der Sabotage des aktiven Widerstands Lohnabhängiger, insbesondere der prekär Beschäftigten und der sogenannten „Schwarzarbeiter“. Aber wie werden die Gewerkschaften zu entschlossenen Verteidigern der Interessen der Arbeiterklasse? Wie brechen wir die jetzige Kontrolle der Gewerkschaftsbürokraten, wie beenden wir die bislang nur seitens der Bourgeoisie aufgekündigte Sozialpartnerschaft und machen die Gewerkschaften zu Instrumenten des Klassenkampfes? Als Kommunisten zielen wir auf die Formierung von klassenkämpferischen Gewerkschaftsfraktionen.

Antiimperialismus

Als revolutionäre Linke in Deutschland muss man sich der internationalen Stellung Deutschlands bewusst sein. Das deutsche Kapital profitiert beispielsweise von der ökonomischen Abhängigkeit Griechenlands und ist an diversen Militäreinsätzen wie im Kosovo, Afghanistan und zeitweise auch vor dem Horn von Afrika beteiligt. Die Akzeptanz pazifistischer Positionen ist der Schwachpunkt linker Anti-Kriegspolitik. Die These vom verschwendeten Geld für Rüstung und Krieg, das besser in soziale Zwecke für die Bevölkerung gesteckt werden sollte, ist ein alter reformistischer Hut. In Abgrenzung zur pazifistischen und reformistischen Anti-Kriegsrhetorik, stehen wir für die militärische Verteidigung von Neokolonien, wenn sie von Imperialisten angegriffen werden (z. B. Afghanistan 2001, Irak 2003, Libyen 2011 etc.). Dabei geben wir dem jeweiligen angegriffenen Regime natürlich keine poli­tische Unterstützung, zumal es sich hierbei in aller Regel um arbeiterfeindliche Regime handelt. Im Gegensatz zur NAO dient uns letztere Tatsache nicht als Vorwand, um Neutralität gegen imperialistische Aggression zu stellen. Wir treten für Streiks gegen Waffentransporte ein, um konkret Seite gegen den deutschen Imperialismus zu beziehen.

Frauenfrage

Natürlich ist die Frage der Befreiung der Frau ein zentraler Bestandteil eines revolutionären Programms. Dies kann jedoch nicht durch Begeisterung über alle Aspekte des Aufstiegs von Frauen im Rahmen des Kapitalismus erfolgen, wie das bei Mainstreamfeministen üblich ist. Wir fordern nicht nur die völlige Gleichstellung der Frau in allen sozialen Bereichen (beispielsweise gleicher Lohn für gleiche Arbeit), sondern stehen unter anderem für die Einrichtung freier Kinderkrippen und die Verteidigung des Rechts auf Abtreibung ein. Wie bereits erwähnt, existiert Unterdrückung anhand des Geschlechts länger als der Kapitalismus, weswegen die soziale Revolution nur der erste und entscheidende Schritt auf dem Weg zur gänzlichen Befreiung der Frau sein kann.

Wie vorgehen?

Allein aufgrund der oben skizzierten Positionen erwarten wir nicht, dass die Gruppen im NAO-Projekt derzeit alle von uns gemachten Aussagen so unterschreiben würden. Wie bereits oben angesprochen, meinen wir, dass eine revolutionäre Organisation ein revolutionäres Programm braucht. Wir sind bereit, an Diskussionen über ein solches Programm teilzunehmen, in der Hoffnung, dass dies zum politischen Klärungs­prozess beiträgt. Dies sollte parallel mit gemeinsamer prak­tischer Arbeit stattfinden.

Auch wir beziehen uns positiv auf das grundsätzliche Verständnis der Einheitsfrontpolitik der frühen Kommunisti­schen Internationale, demzufolge alle Teile der Linken und Arbeiterbewegung in Bereichen, in denen man sich auf ein gemeinsames Ziel einigen kann, kollaborieren sollten, z. B. die Verhinderung eines Naziaufmarsches oder bei Aktionen gegen Sozialabbau. Es ist möglich, dass die NAO ein breiteres Verständnis der Einheitsfront hat, und auch hier scheint ein Klärungsprozess wünschenswert.

So halten wir es für unehrlich, beispielsweise einer Einheitsfront für den Sozialismus beizutreten, wenn es bezüglich der Frage von Revolution und Sozialismus seitens der unterzeichnenden Gruppen keine wirkliche Einheit darüber gibt, wie diese Ziele konkret zu verwirklichen sind. Insofern würden wir keiner Gruppe mit fertigem Programm beitreten, sofern zwischen uns und einer solchen Gruppe oder Partei nicht zuvor die entscheidenden politischen Differenzen ausgeräumt worden sind. Einigkeit vorzutäuschen, wo sie real nicht exi­stiert, ist nicht nur unaufrichtig, sondern führt notwendigerweise zu Spaltungen, sollten die Fragen, zu denen keine Einigkeit besteht, auf die Tagesordnung gelangen. Wir stehen für die klassische Einheitsfront für die Interessen der Arbeiterklasse: Gemeinsame Aktionen und Recht auf eigenständige Propaganda.

Wir sind der Ansicht, dass die Klärung zentraler Fragen vor der gemeinsamen Praxis steht, gemeinsame Praxis jedoch punktuell möglich ist, wie oben beschrieben. Das ursprüngliche Positionspapier der Sozialistischen Initiative Berlin [Neue antikapitalistische Organisation? Na endlich! scheint diese Ansicht zu teilen.

Natürlich sind die von uns aufgeworfenen Punkte nur ein Ausschnitt des anzugehenden Klärungsprozesses. Wir hoffen, dass wir uns an den notwendigen Diskussionen in Zukunft beteiligen können.

Internationale Bolschewistische Tendenz

15. September 2012