Lebendig begraben

Für die sofortige Freilassung von Mumia Abu-Jamal

Pünktlich zum 30. Jahrestag der Inhaftierung von Mumia Abu-Jamal, der „Stimme der Entrechteten“, hat Philadelphias Bezirksstaatsanwalt Seth Williams mitgeteilt, dass die Todes­strafe gegen den afroamerikanischen Journalisten nicht ange­wandt wird. Der Ankläger verzichtet nun endgültig darauf, die Hinrichtung durchzusetzen. Es ist erfreulich, dass Mumia nicht Opfer der rassistischen Todesstrafe wird. Wir sollten das aber nicht als einen Sieg feiern und nicht vergessen, dass Mumia sich noch immer in den Händen der Klassen- und Rassenjustiz der USA befindet.

Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Mumia keine Gerechtigkeit durch ein neues Verfahren und durch die bürgerliche Justiz zu erwarten hat. Trotzdem scheuten die USA davor zurück, der reformistischen Forderung nach einem neuen Verfahren nachzugeben. Zu offensichtlich war die Fabrikation: Manipulierte und eingeschüchterte Zeugen, rassistische Richter, die Mumia das Recht auf Selbstvertei­digung verweigerten, und die vor Zeugen offen aussprachen, dass sie Mumia „grillen“ wollten.

Die Tatsache, dass ein anderer, Arnold Beverly, die Tat gestanden hat, führte nicht etwa zu Mumias Freilassung. Seine Unterstützer vor Ort und seine Anwälte haben darüber hinaus unzählige Beweise für seine Unschuld zusammen­getragen und nachgewiesen, dass eine korrupte Polizei um den Tod des Polizisten Daniel Faulkner ein Lügenkomplott gebastelt haben. Aber das alles spielt in der weißen, rassistischen US-Justiz keine Rolle, weil „Unschuld kein Grund für ein neues Verfahren“ ist, geschweige denn für Mumias Freilassung.

Warum hassen die Gerichte Mumia so sehr? Als ehemaliger Black Panther, Unterstützer der Organisation MOVE und Journalist, der sich immer wieder gegen Rassis­mus ausspricht, ist er die „Stimme der Entrechteten“, die die Herrschenden und Rassisten nicht hören wollen.

Der brutale Rassismus gehört zu den Grundlagen des US-Kapitalismus. Stimmen, die den Kampf gegen den Rassismus mit der Notwendigkeit verbinden, das gesamte ausbeu­te­ri­sche System abzuschaffen, werden von den Kapitalisten als Gefahr erkannt. Da helfen auch keine Appelle an Obama und seine bürgerliche Regierung.

Zu wissen, dass ein Unschuldiger auch zukünftig lebendig begraben ist, heißt für uns, dass wir nicht aufhören werden, für Mumias Freilassung zu kämpfen. Der internationale Druck hat das Todesurteil für Mumia aus der Welt geschafft. Jetzt hoffen seine Gegner, dass er vergessen wird und dass die Bewegung für seine Freilassung einschlafen wird. Ein Teil der Gegner der Todesstrafe wird nun denken, der Job sei voll­bracht. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Mumia nicht vergessen wird. Bisher waren es nur die Massenaktionen, die ihn gerettet haben, wie der politische Streik der Hafenarbeiter an der amerikanischen Westküste im April 1999. Und 1995 sollte Mumia hingerichtet werden, eine weltweite Protestwelle hat dieses verhindert. Solche Aktionen sind auch hier not­wendig um laut zu verkünden, dass Mumia nicht vergessen ist und dass der Kampf für seine Freiheit weitergeht.

Nur internationale Solidarität kann Mumia frei bekommen!

Für seine sofortige Freilassung!