Frauen, wollt ihr wohl daheim bleiben!

Im 21. Jahrhundert, also ganz aktuell hat sich die Regierung der Bundesrepublik eine erneute Kampagne ausgedacht, um die Frauen zurück an den Herd zu bekommen. Mit scheinbar neuen Argumenten wird ein sogenanntes Betreuungsgeld angepriesen, für diejenigen, die ihre Kinder nicht in die Kin­dertagesstätte geben. Das hat nicht nur bei Migrantinnen und Migranten zu Widerspruch geführt. Gerade für ihre Kinder sind gute Kitas als Vorbereitung auf die Schule dringend notwendig. Die Diskussionen zur „Herdprämie“ brachten die CSU-Frauen in den Ring. Sie kämpfen für das Haus­frauen-Modell der 50er Jahre und gegen die sogenannten Rabenmütter. Dabei scheuen sie nicht davor zurück, die Kitas als lieblose Verwahranstalten darzustellen. Stattdessen wei­sen sie auf die Wahl von unterschiedlichen Lebens­modellen hin und verschweigen, dass es gar nicht genug Kita-Plätze gibt, um das verbriefte Recht auf einen Kita-Platz zu erfüllen. Der Spiegel schreibt dazu:

“Bei so viel Kuddelmuddel ist der Zweck am Ende klar: Das Betreuungsgeld ist ein reines Anti-Kita-Programm. Und damit verortet sich die CSU fest in der Mitte des ver­gangenen Jahrhunderts. Da werden diffuse Ängste vor staatlicher Erziehung bedient – von den Christsozialen als Wahlfreiheit ummäntelt.”
— Lisa Erdmann: Franz Josef Strauß lässt grüßen : CSU und Be­treuungsgeld. – Spiegel Online, 15.10.2012, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,797724,00.html

Die Notwendigkeit der Kitas hat schon lange die Gemüter bewegt. Auch die Tatsache, dass es sehr viel mehr davon in der DDR gab als in der BRD, wurde gern verschwiegen. Dahinter steckt vor allem die bürgerliche Auffassung, dass es sich bei erwerbstätigen Frauen um ein Depot handelt, das nach Belieben benutzt werden kann. Im Kapitalismus können die Frauen als Lohndrückerinnen eingesetzt werden. Wenn sie schlecht bezahlt werden, gehen auch die Löhne der Männer in den Keller. Man kann die Frauen anwerben, wenn es nicht genügend Männer gibt; dafür sind Kriegszeit und Nachkriegszeit gute Beispiele. Man kann die Frauen „frei­setzen“, wenn Arbeitsplätze abgebaut werden: „Sie haben doch einen Ernährer!“ Damit das funktioniert, ist es den bür­gerlichen Ideologen dienlich, wenn die Frauen selbst Schuldgefühle haben. Deshalb werden das Bild der Raben­mutter und der Vorwurf der Schlüsselkinder immer mal wieder publik gemacht. Friedrich Engels bemerkte in seinem Werk „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ bereits 1884:

“Hier zeigt sich schon, daß die Befreiung der Frau, ihre Gleichstellung mit dem Manne, eine Unmöglichkeit ist und bleibt, solange die Frau von der gesellschaftlichen produk­tiven Arbeit ausgeschlossen und auf die häusliche Privat­arbeit beschränkt bleibt. Die Befreiung der Frau wird erst möglich, sobald diese auf großem, gesellschaftlichem Maßstab an der Produktion sich beteiligen kann, und die häusliche Arbeit sie nur noch in unbedeutendem Maß in Anspruch nimmt. Und dies ist erst möglich geworden durch die moderne große Industrie, die nicht nur Frauen­arbeit auf großer Stufenleiter zuläßt, sondern förmlich nach ihr verlangt, und die auch die private Hausarbeit mehr und mehr in eine öffentliche Industrie aufzulösen strebt.”
— Friedrich Engels, MEW, Band 21, Seite 158